Um diesen Blog wieder etwas zu beleben, ich allerdings derzeit noch ohne Inspiration bin, lade ich hier eine Kurzgeschichte hoch, die ich vor 7-8 Jahren geschrieben habe. Ohne Korrektur. Durch meine Rolle im KHG-Theater und zwei Poetry Slams, die ich zuletzt besucht habe, bin ich wieder ein wenig angestachelt worden, mehr zu lesen und zu schreiben. Es ist daher durchaus möglich, dass es eine eigene Kategorie geben wird. Aber jetzt viel Spaß bei der Kurzgeschichte!
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Wenn du zu mir kommst, dann sind wir unzertrennlich, du weichst mir nicht von der Seite. Durch ein starkes Band sind wir eng miteinander verbunden. Du gibst mir Kraft und Energie. Deine Liebe zu mir ist so groß, dass du mich fast ueberallhin begleiten moechtest, sogar auf die Toilette. Das erste Mal hatte ich etwas Hemmungen, aber mittlerweile habe mich daran gewoehnt. Die argwoehnischen und belustigenden Blicke meiner Freunde beachte ich garnicht mehr. Fuer das Duschen laesst du dich allerdings nicht besonders begeistern, da stellst du dich etwas hinderlich und linkisch an, das sehe ich an deiner Koerpersprache, daher habe ich nie versucht, dich davon zu ueberzeugen, dass Duschen etwas schoenes sein kann. Aber das ist okay. Geschmaecker sind eben verschieden. Manchmal gibt es aber tatsaechlich Momente, in denen unser Zusammenleben nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, dann tust du Dinge, die mir sehr weh tun. Deswegen brauchen wir den Anstoß von außen, man muss kurz an unserem Band ziehen, um uns unsere Abhaengigkeit vor Augen zu fuehren, aber meistenns laeuft es dann wieder zwischen uns. Wir sehen uns jeden Tag, meistens kommst du direkt nach dem Fruehstueck. Da ich morgens nicht immer ganz fit bin, brauche ich erst einmal eine Weile bis ich mich an dich gewoehne, aber dann halte ich es fuer selbstverstaendlich, dass du da bist. Der Mittag ist die schlimmste Zeit, weil wir uns bis zum Abend erst mal nicht sehen. Allein der Gedanke macht mich so unruhig, dass ich staendig umherlaufe und mich irgendwie beschaeftigen muss. Du dagegen wirst ganz schweigsam, nicht, dass du sonst sehr viel redest -du bist einer dieser ruhigen Typen-, aber bevor du gehst, bist du besonders still. Dir faellt es auch nicht leicht, mich alleine zu lassen. Andererseits ist es auch mal gut, wenn wir Abstand voneinander haben, denn jeder braucht Zeit fuer sich, um zur Ruhe zu kommen. Und umso groeßer ist die Wiedersehensfreude. Waehrend du weg bist, lese ich, telefoniere oder schlafe ich oder ich liege einfach in meinem Bett und denke nach. Ab und zu schaue ich fern, aber das Programm ist meistens so uninteressant, dass ich recht schnell gelangweilt bin. Es gibt viele Tage, an denen ich so kraftlos bin, dass ich mich sogar bekochen lasse, mir macht es nicht einmal etwas aus, von wem. Aber schließlich ist auch die Zeit ohne dich irgendwann totgeschlagen und wir sind wieder vereint. Zwischen uns kommt es nicht so oft zu Koerperkontakt, weil du nicht viel davon haelst. Du meinst, dass deine Liebe durch mich fließe, und das sei die wahre Intimitaet, eine Form, die weit ueber die physikalische, koerperliche Naehe hinausgeht. Deine Haut ist milchig weiß, fast so hell wie die von Engeln, ich weiß nicht, ob Engel wirklich so aussehen, aber ich stelle sie mir zumindest so vor. Du wirkst so blass, man koennte meinen, du bist tot, aber ich werde immer wieder eines Besseren belehrt, wenn du mir an schlechten Tagen Lebensfreude spendest. Leider kannst du nicht alleine laufen und brauchst dewegen immer einen Gehilfen, der uns begleitet. Das ist auch einer der Gruende, warum wir uns nicht so nah sein koennen. Du und dein Assistent, ihr koenntet unterschiedlicher nicht sein, er ist naemlich sehr groß und duenn. Er hat auch einen eher dunkleren Teint, aber er wirkt trotzdem kuehler als du, er hat etwas Metallisches an sich. Außerdem erscheint er etwas steif und kantig, du dagegen hast weiche und organische Linien. Doch eins, das kann ich dir sagen, habt ihr gemeinsam, ihr seid sehr stille Wesen. Es gibt nicht viele Dinge, die mich an dir stoeren, denn du bist lebenswichtig, aber wenn es etwas gibt, was mir zu schaffen macht, dann ist es deine Verschwiegenheit, aber was will man auch erwarten … von einer Infusionsflasche.